linksrhein Quelle: Lokal Anzeiger 12. März 2003
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Im Iran ist alles anders

Internationaler Frauentag auch in der Konstanzer Altstadt

Konstanz (tom) Anlässlich des Internationalen Frauentags am Samstag fand im Gemeindesaal St. Stephan eine ganz besondere Veranstaltung statt. Die DGB-Frauenkulturgrupe "Menschen - zufällig weiblich" führte ihr Programm "Uns gehts gut, sprachen die Gänse vor Weihnachten" auf. Umrahmt wurde der gesellige Abend von der iranischen Tanzgruppe Schiras. Die "Ffauengruppe in der Moschee" bot einen türkischen Imbiss an. Während Frauen im größten Teil Europas mittlerweile die selben Rechte genießen wie Männer, ist dies in anderen Ländern der Welt, vor allem islamisch geprägten, nicht so. Darüber hätte die Frau des bekannten Schriftstellers und Exil-Iraners, Ali Schirasi, noh viel länger berichten können. Beide mussten wenige Jahre nach der islamsichen Revolution 1979 aus politischen Gründen fliehen und kamen über Umwege 1988 nach Konstanz. "Frauen dürfen im Iran nicht tanzen, machen es aber trotzdem", sagte sie und erntete erstes aber nicht einziges Kopfschütteln im Publikum. Eines der ältesten Länder der Erde mit einer über 2500 Jahre langen Geschichte ist gleichzeitig eines der rückschrittlichsten, vor allem was die Rechte der Frauen betrifft. So müssen alle Frauen, auch Nichtmuslime, einen Schleier tragen "um Männer nicht in Versuchung zu führen", wie Solale Schirasi erklärt. An Absurdität kaum zu überbieten das zweierlei Maß, das im Justizwesen gilt: "Frauen sind als Zeuge eines Verbrechens nur die Hälfte wert" oder der Mord von einem Mann an einer Fraue wird nicht so hart bestraft, wie umgekehrt. Die Ungleichbehandlung von Mann und Fraue im Iran zieht sich durchs gesamte öffentliche und private Leben. "In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es getrennte Sitzreihen und es gibt verschiedene Eingänge zu öffentlichen Einrichtungen." Was Frauen in Deutschland als selbstverständlich und völlig normal erachten, ist im Iran verboten, etwa Radfahren oder Musizieren. "Dies alles geschieht zum Schutz und zur Bewahrung der Ehre der Frauen", hebt Solale Schirasi die Scheinheiligkeit dieser Gesetze hervor. In einem Punkt aber werden Frauen und Männer gleich behandelt - "wenn sie in der Opposition sind".

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sw, 16.5.03